Kurz vor der Landtagswahl in NÖ erreicht mich ein Sondernewsletter von www.fairändern.at , einer Lebensschutz-Organisation, deren Anliegen ich als Christin und Mitglied einer Freikirche grundsätzlich unterstütze. Ich wurde darüber informiert, dass #fairändern die Parteien und Landtagsabgeordneten zu ihren Anliegen befragt hat. (Details zur Befragung findest du hier). Sie wollen keine Wahlempfehlung abgeben, aber ermutigen, eine Vorzugsstimme derjenigen Person zu geben, die die abgefragten Punkte positiv beantwortet hat.

Auswertung Befragung NÖ Landtagswahl

Eine kurze Analyse dieser Tabelle bringt mich ins Grübeln.

Eine Partei (NEOS) hat gar nicht geantwortet, eine Partei (ÖVP) wollte differenzieren und hat nicht in einfachen Ja/Nein Kategorien geantwortet. Ein überwiegender Teil der Ja-Stimmen kommt aus der FPÖ. Die einzigen Nein-Stimmen kommen von einer Grünen…

Wen wählt eine (gläubige) Person, wenn sie findet, dass alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Hautfarbe, Religion, arm oder reich, mit und ohne Beeinträchtigung, straight oder queer, cis oder trans mit der gleichen Würde und dem gleichen Wert geschaffen sind (und selbstverständlich auch in unserem Land leben können sollen), ihr wichtig ist, dass sorgfältig mit den gottgegebenen Ressourcen umgegangen wird, die es verabscheut, wenn Interessen durch Korruption durchgesetzt werden oder die mitleidet, wenn geflüchtete Kinder den Winter in Zelten und unter widrigen Umständen verbringen müssen? Wen wählt diese Person, wenn sie das gesamte Leben – von der Zeugung bis zum Tod als vom Schöpfer gegeben sieht und es in der Verantwortung von uns allen sieht, dieses Leben zu erhalten und zu schützen, erst mal ganz unabhängig von den Umständen, in denen es entstanden ist?

Welche Partei vereint alle diese Werte? Leider keine.

Beim Thema „Abtreibung“ scheiden sich die Geister. Es polarisiert, es politisiert, es radikalisiert (in den USA wurden mit dem Thema schon Wahlen gewonnen) – beide Seiten – „pro life“ contra „pro choice“ liefern sich eine Schlacht der Ideologien.

Ich wünschte mir, ich müsste nicht wählen.

Pro life? – natürlich! Ich bin für alles, was Leben fördert, schützt, bewahrt und ich möchte mich in allen Bereichen dafür einsetzen, dass Leben gelingt und lebenswert ist. Wenn ein Kind im Mutterleib als behindert diagnostiziert wird, müssen wir als Gesellschaft alles tun, damit dieses Kind und dessen Eltern ein gelingendes Leben haben können. Wenn eine Frau ungeplant schwanger wird, können wir als Gesellschaft doch alles tun, damit beide lebenswert weiterleben können – sowohl die Frau als auch das Ungeborene!

Pro choice? – natürlich! Ich bin für Freiheit, für Wahlmöglichkeit, für Chancengleichheit, für Entfaltungsmöglichkeit. Ich bin für Voraussetzungen, die eine verantwortungsbewusste Entscheidung möglich macht und Frauen ermächtig. Gleichzeitig bin ich für Beratung und Begleitung, egal wie die Entscheidung ausfällt.

Warum muss ich mich für das eine und gegen das andere entscheiden? Entweder Frauenrechte ODER die Rechte eines schutzbedürftigen Ungeborenen?

Schaffen wir Grüne es, in dieser Frage diskussionsbereit zu werden – und damit auch für viele Christen wählbar zu sein? Schaffen wir (Frei-)Kirchen es, beim Thema „Abtreibung“ nicht sofort den Laden dicht zu machen und werden wir uns bemühen, die Argumente der Frauenbewegungen zu verstehen?

Wünschen kann ich es mir ja…

Datum: 25/02/2023