SONJA: Sabina, als Stadträtin für Umwelt und Energie – wo bist du gerade dran? Du hast da einiges am Laufen, das auf mich ziemlich komplex wirkt – bitte, erzähl uns davon!

SABINA: Das Aktuellste zuerst: Ich habe gegen manchen Widerstand erreicht, dass wir zwei PV-Anlagen bekommen und zwar auf dem Kindergarten I und dem Bildungszentrum. Und ich freue mich sehr, dass die Anlagen in diesen Tagen montiert werden!
Aber ganz von vorne: Schon vor eineinhalb Jahren habe ich mich dafür stark gemacht, dass wir als e5-Gemeinde werden.

SONJA: Kannst du uns nochmal kurz schildern, was e5 bedeutet?

SABINA: e5 bedeutet, dass wir bei einem Landes-Programm dabei sind, bei dem sich Gemeinden verpflichten, gewisse Energieeffizienzmaßnahmen zu setzen. Zum Beispiel bei der Mobilität oder bei den Heizungen der Gemeindegebäude. Bei der Umsetzung steht uns ein Experte als Betreuer zur Seite (https://gruene-purkersdorf.at/e5/ ). Im Rahmen von e5 haben wir unter anderem die Energie-Förderungen für private Haushalte überarbeitet. In den letzten eineinhalb Jahren gab es einen massiven Ausbau der PV-Anlagen der mit rund 60.000 Euro gefördert wurde.
Auch das Projekt der PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden habe ich im Rahmen von e5 gemeinsam mit der WIPUR, über die die meisten Gebäude und Anlagen der Gemeinde betreut werden, ausgearbeitet. Und das Gute ist, dass die Anlagen zur Hälfte über das Kommunale Investitionsprogramm (KIP) finanziert werden können.

SONJA: Jetzt bin ich aber schon neugierig, was es mit dem mysteriösen KIP auf sich hat.

SABINA: Das „Kommunale Investitionspaket“ – kurz KIP – ist ein Investitionszuschuss vom Bund, den es während Corona das erste Mal gegeben hat. Da ging es darum, dass Gemeinden ihre Investitionen zu 50% gefördert bekommen. Während Corona war das an keine Bedingungen geknüpft, da wurde alles gefördert, wie zum Beispiel Straßensanierungen.

Jetzt gibt es das KIP 2023, das ist in zwei Teile geteilt. Purkersdorf kann rund 1 Million Euro bekommen, wenn es Investitionsprojekte im Wert von 2 Millionen Euro macht. ABER: jetzt muss die Hälfte der Projekte für bestimmte Energiemaßnahmen zur CO2 Reduktion vorgesehen sein.

Als wir Anfang 2023 die Information bekommen haben, habe ich das in einem e5 Termin angesprochen. Damals wurde mir von Seiten der Bürgermeister gesagt, da bräuchte ich mich nicht drum zu kümmern, da gäbe es schon Projekte. Im Herbst 23 ist dann aber herausgekommen, dass wir für den Energiemaßnahmen-Teil nur die PV-Anlagen haben.

Da habe ich mir gedacht – wir wären verrückt, würden wir das Geld nicht abholen – vor allem können wir da Sanierungsprojekte reinnehmen, die wir ohnehin früher oder später machen müssen.

Damit wir das Geld bekommen, müssen wir die Projekte bis Ende 2024 einreichen, 2025 zu bauen beginnen und Ende 26 fertig sein. Das ist die Ausgangslage. Wenn wir das durchbringen wollen, müssen wir jetzt schnell handeln. Darum habe ich das als Umweltstadträtin jetzt an die Hand genommen, obwohl die Projekte auch in andere Zuständigkeitsbereiche fallen würden.

Als ersten Schritt habe ich alle, die mit möglichen Projekten befasst sind zu einem Termin eingeladen: die Bürgermeister, alle Stadträte, die WIPUR und die Zuständigen aus der Verwaltung in den Bereichen Finanz und Bauamt.

Bei dem Termin haben wir Projekte gesammelt, überprüft und überlegt, was möglich wäre.

SONJA: Das klingt spannend! Welche Projekte stehen denn nun neben den PV-Anlagen zur Diskussion?

SABINA: Sehr unterschiedliche aber durchwegs sinnvolle Maßnahmen und Anschaffungen. Zum Beispiel ein E-betriebener Vereinsbus – der würde uns mit all den Förderungen statt 65.000 vermutlich nur mehr 16.000 Euro kosten. Dann gibt’s die Flutlichtanlage vom Sportplatz Speichberg, die auf energiesparende LED-Technologie umgerüstet werden soll und die Heizungssteuerung in der Volksschule, die Pläne dafür liegen übrigens schon länger in der Schublade. Die Steuerung bringt uns den Vorteil, dass wir selbst den Wärmebedarf steuern können und nicht, wie bisher, von der Wien Energie abhängig sind. Spannend ist, dass es auch für das Hortgebäude schon lange ein Einreichprojekt zur Sanierung und Aufstockung gibt. Da der Platzbedarf für Hortgruppen dringend gegeben ist, möchte ich das intensiv diskutieren. Dann gibt’s noch die Idee, den Bauhof zu sanieren – wobei es eher unwahrscheinlich ist, dass wir die Realisierung im vorgegebenen Zeitraum schaffen, und auch der Umbau des Provisoriums für den Kindergarten steht als Förderprojekt im Raum. Eine weitere interessante Idee kam von Bauamtsleiter Hlavka – PV-Unterstützung für Wasser- und Kanaleinrichtungen.  Und schließlich gibt’s noch das Projekt Fuß – und Radweg-Sanierung Kastanienallee. Die ist schon beschlossen und könnte auch über das KIP teilfinanziert werden.

SONJA: Das klingt nach wirklich sinnvollen Projekten. Wie sind jetzt die nächsten Schritte?

SABINA: Zuerst sammle ich die Unterlagen von allen bereits geplanten Projekten und die Kostenvoranschläge. Dann werde ich einen Termin mit den anderen politischen Verantwortungsträgern ausschreiben, um zu besprechen, welche Projekte sinnvoll und mehrheitsfähig sind. Danach werden wir klären, ob es weitere Förderungen gibt und wie die abgewickelt werden.

Im Mai sollten die Projektideen in den Ausschüssen besprochen werden. Wenn wir im Gemeinderat im Juni einen Grundsatzbeschluss fällen, können die Projekte bis Ende 2024 eingereicht und im Budget 2025 berücksichtigt werden.

SONJA: Da liegt noch einiges an Arbeit vor dir. Danke für das Gespräch und danke, dass du das Ruder in die Hand genommen hast und dranbleibst. Wenn wir auch nur einen Teil der vorgeschlagenen Projekte umsetzen können, wäre das ein Riesengewinn für Purkersdorf. Hoffen wir auf eine gute Zusammenarbeit mit allen politischen Parteien.

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Datum: 19/04/2024