Warum stehen wir denn europaweit so schlecht da? Ein wenig genier ich mich sogar dafür.“ Die Zwischenfrage aus dem Publikum konnte die Enttäuschung der Teilnehmerin kaum verbergen. Podiumsdiskussion beim Klimatag. Auf dem Podium Katharina Rogenhofer, Mitbegründerin von Fridays For Future Österreich. Ihre Antwort ist niederschmetternd: Wir stünden gar nicht so schlecht da, erklärt sie. In vielen Bereichen leistet die österreichische Gesellschaft einiges an Klimaschutz. Ein einziger Sektor macht sämtliche Anstrengungen in anderen Bereichen quasi zunichte, stellt das Ergebnis auf den Kopf: der Verkehr. Die Emissionen in diesem Bereich steigen stetig. Sorgenkind Verkehr braucht Zuwendung. Sonst bleiben wir im europäischen Ranking auf dem viertletzten Platz. Oder rutschen gar noch ab.

Sportlich

Am Tag nach dem Klimatag richtet die Stadtgemeinde ein Mobiliätsfest aus. Der Hauptplatz ist voll. Mit Rampen und Geschicklichkeitsparcours. Ein BMX-Star und sein Team katapultieren sich über staunende Köpfe hinweg in Saltos, Backflips, 360s und allen möglichen Verrenkungen. Ein kollektives Juchzen der Verzückung. Sportveranstaltungen kommen gut an. Panem et circenses.

So ein Mobilitätsfest ist eine willkommene Gelegenheit der Verkehrswende das Wort zu reden. Alternative Mobiliätsformen präsentieren, herzeigen, begreifbar machen. Auch das finde ich bei der Veranstaltung. Gut, nicht direkt am Hauptplatz, aber doch gut abgelegen außerhalb der Fußgängerzone. Eh auch da. Soll keiner was sagen. Klimapolitisches Greenwashing.

Heimlich

Gleichzeitig macht eine neue Information die Runde: Im vielversprechenden Entwicklungsgebiet rund um den Bahnhof Unter Purkersdorf ist noch nix fix, außer Autoparkplätzen. 50 davon werden errichtet. Beschlossen ohne zugesagte Bürger*innenbeteiligung, gegen den Willen hunderter Anwohner*innen. Weil „Wegreißen kann man sie ja immer noch“.

Tragisch

Auf der ungläubigen Suche nach positiven Signalen bei der Gestaltung des Mobilitätsfestes gehe ich nochmal das Programm durch. Da sticht mir eine Veranstaltung ins Auge: Ein Puppentheater steht auf der Agenda, „Kasperl und die Klimafee“. Ja, es ist wirklich zum Genieren.

 

Die geäußerte Ansicht gehört ungeteilt dem Autor

Datum: 04/10/2022