Der Amphibienschutzzaun entlang der Laaber Straße beim Wienerwaldsee geht heuer in die zweite Runde. 100 Meter Zaun – aufgestellt von der Straßenmeisterei Neulengbach, 15 freiwillige Helfer aus der Region und zwei Monate lang tägliche Kontrollen führten letztes Jahr zu 151 geretteten Individuen. Neben 94 Erdkröten und 38 Springfröschen konnten auch 15 Feuersalamander, drei Grasfrösche und ein Bergmolch abgefangen werden. Klingt nach viel Aufwand, für wenig Erfolg, richtig?

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Es besteht kein Zweifel daran, dass der Aufwand groß war, es immer noch ist und wohl weiterhin sein wird. Zu Saisonbeginn, Anfang März, wird der Zaun von der Straßenmeisterei aufgestellt und die Kübel zum Auffangen der Tiere eingegraben. Ab diesem Zeitpunkt muss der Zaun ausnahmslos zwei Mal täglich kontrolliert werden. Einmal zu Sonnenaufgang und das zweite Mal in der Nacht gegen 21/22 Uhr. Als ob diese Uhrzeiten es noch nicht anstrengend genug machen würden, lieben Amphibien die Feuchte und werden dann besonders aktiv.

Was bedeutet, dass bei Regen, insofern möglich, ein weiterer Kontrollgang eingeschoben wird, noch später in der Nacht. So ein Kontrollgang dauert dann zwischen 5min und über einer Stunde und natürlich lässt sich die Dauer davor nicht abschätzten. Zu alldem kommt noch dazu, dass sich all dies direkt neben der Straße abspielt. Somit, ja, der Aufwand ist groß und die Gefahr auch.

Warum weitermachen?

Warum nehmen wir das Ganze dann auf uns und machen weiter? Weil Amphibien am Aussterben sind. Alle Amphibienarten in Österreich sind mindestens in der Vorwarnkategorie der roten Liste, keine einzige Art zeigt über längere Zeit einen Populationsanstieg. Das hat viele Gründe, teilweise einfache, teilweise komplexe. Tod auf der Straße ist ein einfacher, wichtiger und lokal lösbarer Grund. Deswegen werden jedes Jahr hunderte Amphibienschutzzäune österreichweit aufgestellt. Die besondere Gefahr der Straßen für Amphibien kommt daher, dass Amphibien jedes Jahr beachtliche Strecken zurücklegen, wenn es darum geht zu ihrem Laichgewässer zu gelangen. Dabei ist ihnen ganz egal ob es eine Straße zu überqueren gibt oder nicht.

Und der Tod kommt nicht nur davon direkt überfahren zu werden. Es reicht schon, wenn ein Auto mit nur 50 Km/h über sie drüberfährt, ohne sie zu berühren, um ein Barotrauma zu provozieren. Durch den Druckunterschied zerplatzen dabei die Organe dieser kleinen Tiere und sie verbluten bei intaktem Leib. Noch dazu kommt, dass Straßen, besonders für Erdkröten, eine sogenannte „ökologische Falle“ sind. Die Paarfindung bei Amphibien findet schon während der Wanderung statt. Die Männchen halten nach den Weibchen Ausschau, klammern sich dann an deren Rücken und lassen nicht mehr los. Um diese Weibchen nun zu finden, warten sie an flachen, übersichtlichen Stellen, zum Beispiel Straßen.

Zaun mit Sinn

Letztes Jahr war das erste Mal seit 20 Jahren, dass entlang dieser Strecke wieder ein Zaun stand, und es war das erste Mal für alle Teilnehmer bei so einem Projekt mitzumachen. Und es gab Schwierigkeiten. Der Zaun war zu kurz – 100 Meter decken nicht die ganze Breite der Wanderung ab, ganz zu Schweigen die Rückwanderung. Das Wetter war sehr schwierig. Das Jahr hat sehr warm und trocken begonnen, was nicht ideal ist und dann kamen plötzlich zwei Wochen lang Minusgrade, viel schlechter geht es für die Amphibien nicht. Zweieinhalb Wochen stand der Zaun, bevor die ersten Tiere abgefangen wurden. Und obendrauf fahren die Autos an dieser Stelle besonders schnell, was das ganze noch heikler macht.

Und trotz alldem war die Saison ein großer Erfolg. Für das erste Jahr, mit einem unerfahrenen Team und einem viel zu kurzem Zaun konnten wir ziemlich viele Tiere retten. Das wirklich besondere an der ganzen Arbeit ist aber diese Tiere so nahe sehen zu können und deren Schönheit zu entdecken. Mehrere von uns haben sich in diese Tiere verliebt.

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Erdkröten
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Springfrösche
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Feuersalamander
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Grasfrösche
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Bergmolch

Deswegen machen wir auch heuer weiter und es schaut sehr gut aus. Das Wetter stimmt bisher, der Zaun wird doppelt so lange und das Team beginnt die Saison mit viel mehr Erfahrung. Der größte Erfolg ist aber, eine temporäre Tempobeschränkung mithilfe der Grünen Purkersdorf erreicht zu haben, was die Arbeit für uns wesentlich sicherer macht.

Aufruf

Und zum Schluss noch ein Aufruf: Wir suchen durchgehend nach weiteren Helfern um den Arbeitsaufwand pro Person zu reduzieren. Wenn Sie Interesse haben, schreiben Sie mir einfach eine Mail: johannes.ploderer@gmx.at

Datum: 19/02/2023