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Dank Herbert steht euch ein Mitschnitt unserer Veranstaltung auf unserem Youtube-Channel zur Verfügung. Hört und schaut euch an, was die Expert*innen und das Publikum zu sagen haben.
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Ein authentischer Eindruck unserer Veranstaltung „Denk-mal Purkersdorf: Hoffmann-Park in Gefahr“ aus Grüner Sicht zum Nachhören, live aufgenommen direkt im Anschluss, ungeschnitten und echt, unser grünzeug-Podcast – Folge 2!

Nachschau

„Wir haben eine Vision“, so eröffnete unsere Stadträtin Sabina Kellner den Informationsabend zum Thema Hoffmannpark. „Nämlich die Erhaltung der Grünflächen beim Sanatorium Purkersdorf.“

Die von Marga Schmidl am 24. April im Stadtsaal initiierte Veranstaltung war gut besucht. Rund hundert interessierte Gäste waren gekommen, unter ihnen mehrere Purkersdorfer Architekten sowie Bürgermeister Steinbichler und die beiden Vizebürgermeister.

Expert*innen aus verschiedenen Bereichen sprachen zur geplanten straßenseitigen Verbauung am Areal des 1905 vom Architekten Josef Hoffmann errichteten Sanatoriums in Purkersdorf.

Zuerst beschrieb Sabina Kellner, die den Abend moderierte, die aktuelle Situation:

Das Sanatorium von Josef Hoffmann mit der umliegenden Parkfläche ist ein weltweit einzigartiges Kulturdenkmal. In den 1990er Jahre konnte das Gebäude – auch auf internationalen Druck hin – vor dem Verfall gerettet werden. Die Finanzierung erfolgte teilweise über eine massive Bebauung der ehemals weitläufigen Parkanlage. Noch unbebaut blieb das Grundstück an der Wiener Straße, so dass der Blick auf das Sanatorium und die verbliebene Parkfläche noch erhalten ist.

Und für genau dieses Grundstück liegt nun ein Bauprojekt vor. Um dieses zu realisieren wäre eine Widmungsänderung von „Bauland-Sondergebiet-Pflegeheim Seniorenbetreuung“ in Wohnbauland notwendig. Die entsprechenden Auflageunterlagen wurden im Gemeinderat im Dezember 2022 beschlossen. Die Grünen hatten als einzige Fraktion gegen die Auflage des Änderungspunktes gestimmt.

Anhaltende Proteste und über 130 Eingaben von Fachleuten und besorgten Bürger*innen führten auch bei der ÖVP zu einem Umdenken, so dass der Punkt schließlich von der Tagesordnung des Gemeinderates am 21. März 2023 genommen und auf Juni 2023 verschoben wurde. In der Gemeinderatssitzung wurde zudem beschlossen, dass für den Bereich Hoffmannpark „eine mögliche Bausperre“ bis Ende April geprüft und ausgearbeitet werden soll. Stadträtin Sabina Kellner – selbst Raumplanerin mit 20 Jahren Berufserfahrung – hatte im Gemeinderat sowohl die rechtliche Prüfung einer Rückwidmung auf Grünland als auch die Möglichkeit eines kooperativen Planungsverfahrens gemeinsam mit dem Eigentümer angeregt.

Christian Matzka, Historiker und Leiter des Purkersdorfer Stadtmuseums, eröffnete die Runde der Expert*innen mit einem historischen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte des ehemaligen „Sanatorium Westend“: Das vom jüdischen Industriellen Victor Zuckerkandl bei Josef Hoffmann in Auftrag gegebene Gebäude wurde in der NS-Zeit enteignet und arisiert. Die Möblierung im Stil der Wiener Werkstätten verschwand größtenteils in dieser Zeit und während der sowjetischen Besatzung. Christian Matzka mahnte eindringlich, die Geschichte des Sanatoriums nicht zu vergessen und sie in der historischen Verantwortung zu würdigen.

Caroline Jäger-Klein, Professorin für Architekturgeschichte, erläuterte anschließend die große kulturhistorische Bedeutung des Hoffmannbaus als Hauptwerk des Wiener Jugendstils und als Pionierbau der Moderne. Eine Verbauung des Geländes würde das Ensemble massiv beschädigen und den Gesamteindruck des Kulturdenkmals zerstören. Statt einer Verbauung des Geländes wäre eher eine Aufnahme in die Liste des Unesco-Welterbes anzustreben.

Maria Auböck, Landschaftsarchitektin und Präsidentin der Zentralvereinigung der Architekt*innen für Wien, NÖ und Burgenland verwies auf die immense Bedeutung von historischen Parkanlagen und Grünflächen im städtischen Raum. Sie appellierte an die Verantwortlichen, die Grünflächen vor dem Sanatorium unbedingt zu erhalten und betonte ebenfalls, dass der Gesamteindruck des Kunstwerks nur mit genügend Freiraum gewährleistet werden kann.

Markus Landerer, Obmann der Initiative Denkmalschutz, erwähnte die bereits seit Jahren bestehende großräumige Verbauung des Gesamtgrundstücks und kritisierte die geplante Verbauung des verbliebenen Teils der Parkanlage scharf. Der Park vor dem Sanatorium dürfe keinesfalls durch ein Bauprojekt, dessen Notwendigkeit bezweifelt werde, verkleinert werden. Markus Landerer erklärte, dass historische Parkanlagen sowie ein Umgebungsschutz bei Gebäuden im Denkmalschutzgesetz leider zu wenig verankert sind. Dies wäre im Falle vom Hoffmannpark aber unbedingt nötig.

Bei der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie wichtig eine Bausperre in der derzeitigen Situation ist, um Zeit für Abstimmungen, weitergehende Verhandlungen, zur Flächensicherung und zum Erhalt des denkmalgeschützten Sanatoriums im Hoffmannpark als Ensemble – als kulturhistorische Einheit – zu gewinnen.

Beeindruckend waren die Abschlussworte von Christian Matzka:

Unsere Politiker*innen sollten mutig sein, um das Gesamtkunstwerk zu erhalten, den Park und das Hoffmanngebäude für die Bevölkerung zu öffnen, die Verfehlungen der Vergangenheit zu benennen und wo möglich, Wiedergutmachung leisten.

Er forderte die verantwortlichen Politiker*innen dazu auf, alles daran zu setzen, eine Umwidmung des Grundstücks in Grünland zu ermöglichen.

„Der Abend war ein voller Erfolg. Man hat das große Interesse der Bevölkerung an der Erhaltung der Anlage beim Hoffmannpark gesehen und die dringenden Appelle der Fachleute gehört. Ich hoffe, dass die Ausführungen der Expert*innen ein Umdenken bei den Verantwortlichen bewirkt und zu einer guten Lösung führt. Die Grünen Purkersdorf müssen eingebunden werden, Verhandlungen transparent und im Sinne der Erhaltung des Ensembles geführt werden.“

(Marga Schmidl)

„Eine Veranstaltung mit hochkarätigen Expert*innen auf diesem Niveau auf die Beine zu stellen, gelingt nur in einem wunderbaren Team. Dass die Vision von einem geschützten Ensemble und der Öffnung des Parks lebt, ist dem beharrlichen Engagement vieler geschuldet.“

(Susi Klinser)

„Alle Expert*innen waren sich einig, dass das Sanatorium Purkersdorf im Hoffmannspark als Ensemble ein über die Landesgrenzen hinaus bedeutsames Kulturdenkmal darstellt. Es liegt in unserer politischen Verantwortung, alles zu versuchen, damit dieses nicht hinter eintönigen Häuserfassaden verschwindet.“

(Sabina Kellner)

Information und Diskussion zur drohenden Umwidmung am Sanatorium Purkersdorf, einem bedeutenden Denkmal und einem Stück Weltarchitektur

Expert*innen

Univ.Prof. DI Dr. Caroline Jäger-Klein
ICOMOS Präsidentin, Professorin für Architekturgeschichte, TU Wien

Univ. Prof. DI Maria Auböck
Präsidentin der ZV der Arch.f.Wien, NÖ u Bgld., Vizepräsidentin ÖGLA, Landschaftsarchitektin

Markus Landerer
Obmann der Initiative Denkmalschutz – Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter

HS-Prof.OSTR Mag. Dr. Christian Matzka
Historiker und Geograph, wohnhaft in Purkersdorf

Wann & Wo?

Am Montag, 24. April 2023
19:00 Uhr Einlass
19:30 Uhr Beginn
Stadtsaal Purkersdorf, Bachgasse 10

Stadtsaal Purkerdorf

Datum: 18/05/2023